Samstag, 11. Februar 2012

Einmal um die halbe Welt

Am 06. Februar sind Amelie und ich in Richtung Thimphu, der Hauptstadt des Königreichs Bhutan aufgebrochen, um dort am Jigme Dorji Wangchuck National Referal Hospital die zweite Hälfte unseres chirurgischen PJ-Tertials zu absolvieren.

Emirates hat uns mit exquisitem Essen und einem Unterhaltungsprogramm, das keine Wünsche offen lässt, über Dubai nach Bangkok gebracht.  





 
In Bangkok haben wir uns mit Wellness bei tropischen Temperaturen vom westlichen Luxus verabschiedet und sind dann gestern mit der königlichen Fluglinie DrukAir nach Paro, Bhutans einzigem internationalen Flughafen, geflogen.

Da das Wetter leider nicht gut war, war uns der Blick auf den Mount Everest und den übrigen Himalaya leider vergönnt, dafür gab’s aber anständige Turbulenzen.

Am Flughafen wurden wir von Tashi, dem Arzt der uns letzten Herbst bereits in München besucht hat, abgeholt.

In Bhutan fährt man eigentlich links und die Straßen lassen kaum zu, dass man schneller als 40km/h fährt. Auf der 45min Fahrt nach Thimphu haben wir allerdings gesehen, dass es auch anders geht. In Tashi’s Auto sind die Gurte mit Teppichen überdeckt, „dafür ist er Neurochirurg“ und die Überholmanöver suchen ihresgleichen. Jedoch fährt er mit uns extra langsam, da er nicht möchte, dass uns etwas passiert. Jegliche Verkehrsteilnehmer, auch Fußgänger und Zweiradfahrer, suchen sich auf der Straße ihren Weg und wenn in der Mitte Platz ist, wird eben in der Mitte gefahren/gegangen. Ampeln gibt es übrigens keine und Leitplanken, nur da wo es wirklich steil bergab geht.
Dazu kommt, dass Hunde und Kühe überall frei herumlaufen. Besonders in der Stadt führt das hin und wieder zu Panikattacken unsererseits.


Für dieses Chaos wird man aber (auch schon bei schlechtem Wetter) mit einer grandiosen Aussicht entschädigt. Auch wenn Berge eigentlich immer ähnlich aussehen. Hier merkt man, dass die Berge einfach zwei Nummern größer sind, als die zu Hause. Schnee ist in dieser Gegend von Bhutan eher ungewöhnlich, nur auf den Gipfeln der Berge sieht man ihn manchmal und da auch hier Winter ist, ist alles wüstenartig braun. (Das Bild ganz oben ist übrigens die Aussicht aus unserem Küchenfenster.)

Tashi hat uns gestern dann erst einmal die Wohnung in der wir die nächsten neun Wochen wohnen werden gezeigt. Wir wurden mit bhutanischen SIM-Karten ausgestattet (Nummer gibt’s auf Nachfrage) und haben die ersten wichtigen Geschäfte in der Stadt (B-Mobile-Shop, Swiss Bakery (da gibt es sogar RedBull, Beweisfoto folgt), „Supermarkt“) kennengelernt.


Zum Abendessen hat uns Tashi zu sich und seiner Familie eingeladen. Wir haben unser erstes richtiges bhutanisches Essen (scharf hat eine neue Definition!) genossen, Red Panda „Weiss-Beer“ (passabel) getrunken und Lotay (weiterer Arzt am JDWNRH) kennengelernt.











Heute ging es dann weiter mit Internetanschluss, mehr von der Stadt, Einkaufen von Gemüse und Reis und einem Ausflug mit Tashi und seinen Töchtern in die Eisdiele.



Ab morgen fangen wir an im Krankenhaus zu arbeiten. 

Insgesamt ticken die Uhren in Bhutan deutlich langsamer als in Deutschland. Das merkt man sowohl an den Öffnungszeiten der Geschäfte, die auch sehr flexibel sein können (die Bank of Bhutan war heute einfach zu), als auch an der allgemeinen Einstellung („just relax“). Ich habe das Gefühl, alles was wir gestern und heute erledigt haben, hätte man problemlos auch schon gestern schaffen können…  Auch auf der Straße sieht man unglaublich viele Leute einfach nur rumhängen, ratschen oder schlafen. Wenn die Bhutaner aber etwas machen, machen sie das vernünftig. Internet und Handy zu organisieren war z.B. deutlich einfacher als in Österreich. Bei der Telekom hat man uns sogar für unsere alten, langsamen Laptops sehr höflich ausgelacht. Grundsätzlich gilt auch, wenn man jemanden kennt, der einen kennt, der weiß wie was geht oder wo man was bekommt, gehen viele Dinge schneller. Ohne Tashis Hilfe währen wir hier wahrscheinlich erstmal ziemlich verloren.

Im Allgemeinen sind die Menschen hier aber sehr freundlich und aufgeschlossen. Auch Frauen sind, soweit wir dass beurteilen können, hier wohl gleichberechtigt und recht emanzipiert. Allerdings werden Amelie und ich, wenn wir ohne Tashi unterwegs sind, doch ziemlich angeglotzt. Man hat uns schon für Engländerinnen und Spanierinnen gehalten und vor allem die männlichen Teenager fragen uns neugierig aus welchem Land wir kommen.

Ziemlich auffällig ist außerdem, wie sehr die Bhutaner anscheinend ihren König lieben. Überall (!), also in den Geschäften, auf der Straße, am Flughafen, in den Wohnzimmern, etc. hängen mehrere Bilder von Ihm und/oder Ihm und seiner Frau. 

Zusammenfassen können wir sagen, dass es hier sehr anders als zu Hause ist aber bisher sehr toll und interessant. Bis jetzt bereuen wir nicht, dass wir die weite und teils ungewisse Reise hierher gewagt haben.

Mehr, auch Eindrücke aus dem Krankenhaus, auf die die Mediziner unter euch sicher schon sehr gespannt sind dann demnächst…

Viele Grüße aus dem letzten Paradies bei 10° C in die frostige Heimat!

Da das Internet doch nicht das stabilste und schnellste ist, konnte ich diesen Post leider erst heute und nicht am Donnerstag, an dem ich ihm eigentlich geschrieben hab hochladen.. Sorry!


 

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