Hier kommt er, der von einigen sehnlich erwartete Bericht
aus dem Krankenhaus.
Vorab an alle nicht Mediziner ein Entschuldigung für Slang
und Fachausdrücke, die ich nicht erkläre.
Das ist das JDWNRH, das modernste und beste Krankenhaus des
Landes, von außen. Benannt ist es nach dem dritten König und der Neubau ist
2008 eröffnet worden. Gebaut ist der neue Trakt des KH wohl nach amerikanischem
Vorbild und es gibt zumindest einmal Räume für alles, was es in einem „westlichen“
Krankenhaus auch gibt. Allerdings steht in einigen der Räume nicht die
entsprechende Ausstattung. Der Grund ist der gleiche wie bei uns: Geld- und
Personalmangel.
So hat die Intensivstation nur etwa halb so viele Betten,
wie geplant und es wird nur in fünf anstatt acht OP-Sälen operiert. Patienten gäbe es allerdings mehr als genug. Bereits eine
Stunde vor Beginn der Sprechzeiten bilden sich lange Schlangen vor dem
Ambulanzgebäude und vor jedem „Chamber“
lauern während der Sprechzeiten mindestens 40 Patienten und Angehörige. Auf den
Bildern kommt das leider gar nicht so raus, aber die CPA in GH ist dagegen
ruhig und geordnet. Unsere Chirurgen sehen dort am Tag mehrere 100 Patienten,
die teils aus ganz Bhutan angereist kommen und einige Tage in einem „Hotel“ in
Thimphu wohnen.
Auch wenn das Gebäude neu und für hiesige Verhältnisse
exzellent ausgestattet ist, merkt man aber schon beim Betreten, dass es doch
gewisse Unterschiede zu einem deutschen Krankenhaus gibt. Mitten auf dem Flur,
der zwar mit Granit oder Marmor ausgelegt ist, ist eine Baustelle ohne
Absperrung, Staub- oder Schimmelabschirmung. Auch sind an fast jeder Wand
Feuchtigkeitsschäden zu sehen und es fahren auch keine Männer auf orangen
Putzmaschinen durch die Gänge. (Dachte nicht, dass ich die mal vermissen werde...)
Überall hängen Schilder mit „Thank you for not spitting“ und
„The hospital is a tobacco, alcohol and doma free area”, zumindest an letzteres
halten sich aber nicht alle.
Alkohol an sich ist hier ein großes Problem, da man sich den
landestypischen Schnaps „Ara“ zu Hause selbst macht und somit jegliche (Qualitäts-)kontrolle
umgangen wird. Wir haben bereits viele Patienten mit Leberzirrhose und
Ösophagusvarizen aus dem Lehrbuch gesehen.
Auch die Einrichtung und Ausstattung unserer Station reicht
nicht an ein Münchner Krankenhaus heran. Wir haben theoretisch 38 Betten in
sechs Sechsbettzimmern und zwei Isozimmern. Eines der Isozimmer ist allerdings
zum Verbandsraum, das andere zur Umkleide des Pflegepersonals umfunktioniert.
Da die Station eigentlich immer voll belegt ist, haben also meist 36 Patienten.
Die Zimmer an sich haben auch eher Flur- oder Saalcharakter. Man hat wirklich
viel Platz, die Türen stehen immer offen (Türklinken gibt es in Bhutan nicht,
nur Riegel), man kann durch Fenster vom Flur aus in jedes Zimmer sehen und die
Zimmer einer Flurseite sind auch alle miteinander verbunden. Privatsphäre gibt
es für die Patienten also nicht. Dazu kommt, dass neben dem Patientenbett auch
immer noch ein Angehöriger oder Freund des Patienten sitzt, der den Patienten
versorgt (ihm Essen bringt/füttert, bei der Körperpflege etc. hilft) da das
Pflegepersonal hier die Aufgaben hat, die bei uns PJler und Jungassistenten erledigen
(Blüter, Verbände, etc.).
Es befinden sich also mindestens 12 Personen in einem
Zimmer. Außerdem kommen zu Besuchszeiten (morgens, mittags, abends 2h) pro
Patient etwa noch 2-3 Besucher dazu. Für Untersuchungen o.ä. haben wir
allerdings einen Paravent auf Station… ;-)
Die Betten und Nachtischschränkchen sind natürlich auch
nicht die neuesten und schicksten und am Anfang war es schon recht schockierend
wie unsauber das alles ist. Nach einer Woche ist man allerdings schon ganz gut
daran gewöhnt und es scheint nicht die Probleme zu machen, die man beim ersten
Anblick erwartet.
Genauso wie die Patientenzimmer sehen auch die „Arbeitsräume“
auf Station aus. Ein Arztzimmer gibt es nicht, nur den Tresen am Eingang der
Station, d.h. es gibt ein Verbandszimmer und ein Zimmer in dem alle Medikamente
etc. deponiert sind und gerichtet werden. Prinzipiell ist das aber auch kein
Problem, da außer zur Visite morgens normalerweise ohnehin kein Arzt auf
Station ist.
Der zweite Teil über den Arbeitsalltag, Kollegen, den OP, die Kantine und die Patienten
selbst folgt in den nächsten Tagen, da das Internet heute leider mal wieder
unendlich langsam und instabil ist..
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