Donnerstag, 16. Februar 2012

JDWNRH – Jigme Dorji Wangchuck National Referral Hospital –Teil 1


Hier kommt er, der von einigen sehnlich erwartete Bericht aus dem Krankenhaus.
Vorab an alle nicht Mediziner ein Entschuldigung für Slang und Fachausdrücke, die ich nicht erkläre.

 












Das ist das JDWNRH, das modernste und beste Krankenhaus des Landes, von außen. Benannt ist es nach dem dritten König und der Neubau ist 2008 eröffnet worden. Gebaut ist der neue Trakt des KH wohl nach amerikanischem Vorbild und es gibt zumindest einmal Räume für alles, was es in einem „westlichen“ Krankenhaus auch gibt. Allerdings steht in einigen der Räume nicht die entsprechende Ausstattung. Der Grund ist der gleiche wie bei uns: Geld- und Personalmangel.

So hat die Intensivstation nur etwa halb so viele Betten, wie geplant und es wird nur in fünf anstatt acht OP-Sälen operiert. Patienten gäbe es allerdings mehr als genug. Bereits eine Stunde vor Beginn der Sprechzeiten bilden sich lange Schlangen vor dem Ambulanzgebäude und vor jedem „Chamber“ lauern während der Sprechzeiten mindestens 40 Patienten und Angehörige. Auf den Bildern kommt das leider gar nicht so raus, aber die CPA in GH ist dagegen ruhig und geordnet. Unsere Chirurgen sehen dort am Tag mehrere 100 Patienten, die teils aus ganz Bhutan angereist kommen und einige Tage in einem „Hotel“ in Thimphu wohnen. 
 
Auch wenn das Gebäude neu und für hiesige Verhältnisse exzellent ausgestattet ist, merkt man aber schon beim Betreten, dass es doch gewisse Unterschiede zu einem deutschen Krankenhaus gibt. Mitten auf dem Flur, der zwar mit Granit oder Marmor ausgelegt ist, ist eine Baustelle ohne Absperrung, Staub- oder Schimmelabschirmung. Auch sind an fast jeder Wand Feuchtigkeitsschäden zu sehen und es fahren auch keine Männer auf orangen Putzmaschinen durch die Gänge. (Dachte nicht, dass ich die mal vermissen werde...)
Überall hängen Schilder mit „Thank you for not spitting“ und „The hospital is a tobacco, alcohol and doma free area”, zumindest an letzteres halten sich aber nicht alle. 







Alkohol an sich ist hier ein großes Problem, da man sich den landestypischen Schnaps „Ara“ zu Hause selbst macht und somit jegliche (Qualitäts-)kontrolle umgangen wird. Wir haben bereits viele Patienten mit Leberzirrhose und Ösophagusvarizen aus dem Lehrbuch gesehen.  








Auch die Einrichtung und Ausstattung unserer Station reicht nicht an ein Münchner Krankenhaus heran. Wir haben theoretisch 38 Betten in sechs Sechsbettzimmern und zwei Isozimmern. Eines der Isozimmer ist allerdings zum Verbandsraum, das andere zur Umkleide des Pflegepersonals umfunktioniert. Da die Station eigentlich immer voll belegt ist, haben also meist 36 Patienten. Die Zimmer an sich haben auch eher Flur- oder Saalcharakter. Man hat wirklich viel Platz, die Türen stehen immer offen (Türklinken gibt es in Bhutan nicht, nur Riegel), man kann durch Fenster vom Flur aus in jedes Zimmer sehen und die Zimmer einer Flurseite sind auch alle miteinander verbunden. Privatsphäre gibt es für die Patienten also nicht. Dazu kommt, dass neben dem Patientenbett auch immer noch ein Angehöriger oder Freund des Patienten sitzt, der den Patienten versorgt (ihm Essen bringt/füttert, bei der Körperpflege etc. hilft) da das Pflegepersonal hier die Aufgaben hat, die bei uns PJler und Jungassistenten erledigen (Blüter, Verbände, etc.).
Es befinden sich also mindestens 12 Personen in einem Zimmer. Außerdem kommen zu Besuchszeiten (morgens, mittags, abends 2h) pro Patient etwa noch 2-3 Besucher dazu. Für Untersuchungen o.ä. haben wir allerdings einen Paravent auf Station… ;-)


Die Betten und Nachtischschränkchen sind natürlich auch nicht die neuesten und schicksten und am Anfang war es schon recht schockierend wie unsauber das alles ist. Nach einer Woche ist man allerdings schon ganz gut daran gewöhnt und es scheint nicht die Probleme zu machen, die man beim ersten Anblick erwartet. 


Genauso wie die Patientenzimmer sehen auch die „Arbeitsräume“ auf Station aus. Ein Arztzimmer gibt es nicht, nur den Tresen am Eingang der Station, d.h. es gibt ein Verbandszimmer und ein Zimmer in dem alle Medikamente etc. deponiert sind und gerichtet werden. Prinzipiell ist das aber auch kein Problem, da außer zur Visite morgens normalerweise ohnehin kein Arzt auf Station ist. 








Der zweite Teil über den Arbeitsalltag, Kollegen, den OP, die Kantine und die Patienten selbst folgt in den nächsten Tagen, da das Internet heute leider mal wieder unendlich langsam und instabil ist..

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