Samstag, 3. März 2012

Die erste Reise in Richtung Osten

Diese Woche waren wir im Krankenhaus ziemlich beschäftigt, daher finde ich leider erst jetzt wieder Zeit weiter von unserem Trip letzte Woche zu berichten.

Nach dem die Feierlichkeiten im Stadion von Thimphu beendet waren, begann dann endlich unsere erste kleine Reise in Richtung Osten.
Erklärtes Ziel des Trips war das Phobjikha Valley, das ziemlich in der Mitte von Bhutan liegt und Winterquartier der „Black Necked Cranes“ ist. Die BNCs sind fast 1,5m große Vögel, die ein bisschen wie eine Kreuzung zwischen Flamingo und Emu aussehen und vom Aussterben bedroht sind. Die etwa 5000 Tiere leben während des Sommers in Tibet und ein Teil davon überwintert in Bhutan. Weil die Tiere so kostbar und Bhutan so umweltbewusst ist, gibt es auch im ganzen Phobjikha Valley, bis auf einzelne Solarzellen, keine Stromversorgung, da die Tiere von den Hochspannungsleitungen gestört werden könnten. Jeder (Hobby-)Ornithologe wäre vollkommen ausgeflippt. Von einem kleinen Informationszentrum mit Panoramafenster kann man die BNC durch Hochleistungs-Swarowski-Teleskope beobachten, näher ran kann/darf man an die Vögel leider nicht. Auch wenn das „richtige“ Ziel der Reise für uns persönlich recht unspektakulär war, war das eigentliche Ziel der Reise, der Weg dorthin, wirklich umwerfend!
Bhutan hat seinen Ruf als eines der letzten paradiesischen und unberührten Fleckchen Erde absolut zu Recht! Die folgenden Fotos sind nur ein sehr schwacher Versuch diese Eindrücke zu dokumentieren...

Unsere erste Etappe führte über den Pass Dochu La (3140m), auf dessen Gipfel 108 Chorten für die Opfer von Terroranschlägen 2005 gebaut wurden, in einen Vorort von Punakha. Die Straße die auf den Bildern zu sehen ist, ist übrigens Bhutans bester „Highway“, der das Land von Westen nach Osten verbindet. Ein ganz netter Marker, wie sehr es während der Fahrt schaukelt ist das Buddhaamulett, das am Rückspiegel hängt. Auch wenn man sonst nicht empfindlich ist, hier ist jeder dankbar für die Erfindung des Reisekaugummis. Die Überlandbusse hier werden nicht umsonst „vomit comets“ genannt.

Das erste Dzong (Klosterburg), das je gebaut wurde.


Bei schönen Wetter hat man hier wohl eine tolle Aussicht

Obwohl es zumindest am Anfang des Trips noch recht eisig war, hat man vor allem in den größeren Höhen das Gefühl durch Dschungel zu fahren. Während weiter unten hauptsächlich Pinienwald die Straße säumt, fährt man weiter oben durch üppige Rhododendronwälder in denen von den Bäumen Moos und Flechten herab hängen. Nicht selten plätschert ein kleiner Wasserfall den Hang herab und an dessen Kreuzung mit der Straße steht eine kleine wassergetriebene Gebetsmühle.


 
 
Kurz vor dem Etappenziel waren wir noch in einem kleinen Kloster. Lotays Schwager, der uns gefahren hat, wollte unbedingt für einen Sohn beten und das Kloster ist wohl DIE Referenz, wenn es um Nachwuchs geht. Es gibt wohl eine Amerikanerin, die Exkursionen für kinderlose Paare dorthin organisiert. Sie selbst ist wohl nach lange unerfülltem Kinderwunsch und einem Besuch dort endlich schwanger geworden. Fünf Tage nach unserem Besuch hat Lotay aber trotzdem eine Nichte bekommen. =)



Gebetsmühlen
 

Weil es hier Punkt 18:30 stockfinster ist und man dann nichts vom Land sieht, war die erste Etappe damit geschafft. Lotay hat uns in dem Hotel eines Freundes einquartiert und wir haben seit Wochen mal wieder eine richtige Dusche mit fließend warmem Wasser und Fernsehen genossen.
Am nächsten Morgen ging es dann zeitig weiter über Pele La (3420m), wo wir unsere ersten Yaks getroffen haben, ins Phobjikha Valley. Vom Gipfel von Pele La kann man bei schönem Wetter einige der höchsten Berge von Bhutan sehen, Jhomolhari (7314m), Jichu Drakye (6989m) und Kang Bum (6526m). Leider sehen sie, wenn man sie photographiert auch nicht anders aus als die Alpen.
Dort oben herrscht außerdem vollkommene Stille, bis auf ein Grunzen der Yaks ab und an und dem Wind. Ein sehr unbekanntes und irritierendes Erlebnis.

 































Im Phobjikha Valley haben wir dann auch den Nationalsport der Bhutaner mal aus der Nähe gesehen. Ich bin leider schon am Bogenspannen gescheitert. Inzwischen haben die meisten Männer hier Sportbögen aus den USA. Nur noch Kinder und Männer, die sich die teueren Carbonbögen nicht leisten können, haben Bambusbögen. Die ziemlich kleine Zielscheibe steht 140m entfernt vom Schützen und neben ihr Teammitglieder die dem Schützen sagen ob er weiter links, weiter rechts, höher oder tiefer zielen muss. Wenn einer die Scheibe trifft (man hat immer zwei Pfeile pro Runde) tanzen und singen alle kurz.
Frauen „spielen“ nicht mit. Sie singen und tanzen am Rand des Spielfelds, für unseren Geschmack zu nah. Es wundert uns also gar nicht mehr, das Tashi oft Patienten mit einem Pfeil im Kopf operiert.


Am „Clubhaus der Schützenvereins“ haben wir ihn dann auch endlich mal gesehen. Schon oft haben wir von ihm gelesen, aber in Thimphu haben wir ihn bisher nicht gesehen: Den Penis, der angeblich viele bhutanische Häuser ziert. Voilà:


Etwa in der Mitte des Bildes waren die BNCs
Nach dem wir uns dann schlussendlich auch in Vogelbeobachtung geübt hatten, ging es mit einer kurzen Mittagessenpause bei Lotays Bruder (mal wieder traditionelles Chili’n’Cheese, neben dem jeder Tabasco wie warmes Wasser schmeckt) den gesamten Weg wieder zurück.









Inzwischen nichts mehr beängstigendes...
Typisches Bauernhaus
In Punakha haben wir dann noch einen kurzen Spaziergang bei sonnigen 21°C um das wahrscheinlich schönste Dzong Bhutans gemacht. Da wir keine Permit hatten, durften wir leider nicht rein. Das wird in den nächsten Wochen aber noch nachgeholt. Dann ging es wieder heim nach Thimphu.
Von unserem Neujahrsabendessen, welches dann folgte, morgen mehr…  

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